Samstag, 5. Dezember 2009

Frei von Phobien?

Angst vor Höhe, Platzangst oder auch die Angst vor Spinnen. Die Therapie heisst Konfrontation. Jeder kennt sie oder hat schon davon gehört, der betroffen ist. Diese Therapie soll auch durch Konfrontation in virtueller Realität möglich sein. Derzeit laufen neue Tests in Münster.

Simuliert wird z. B. eine Spinne, wer Spinnenphobie hat. Jemand, der Angst vor dem Autofahren hat, muss hinter das Steuer. Sogar Johann Wolfgang von Goethe hatte eine Phobie, die Höhenangst. Trotz seiner Ängste bestieg er immer wieder hohe Berge und Kirchtürme. Goethe wandte bei sich eine Therapiemethode an, die man Exposition nennt. Der Angstpatient wird zu seinem krankhaften Angstzustand, also in genau diese Situation gebracht, vor der er sich fürchtet.


„Um die Angst zu verlieren, müssen sie spüren, dass nichts passiert, obwohl sie mit dem Angstreiz konfrontiert sind“, sagt Peter Zwanzger vom Universitätsklinikum in Münster (UKM).

In der Realität würde das heissen, dass der Arzt gemeinsam mit seinem Patienten z. B. ein Spinnenterrarium besuchen muss, wenn der Patient unter Spinnenphobie leidet.
Doch in der Praxis solche Situationen zu realisieren, ist gar nicht so einfach. Patienten sollen ihrer Angst über virtuelle Realität, also Computerwelt, begegnen. Wie sieht so etwas aus? Bei einer Spinnenphobie laufen z. B. Spinnen über den Computer.

In einem neuen Projekt soll es darum gehen, Unterschiede in den körperlichen Reaktionen auf die künstlich ausgelösten Reize gegenüber Reaktionen auf natürliche Reize zu entdecken. Das UKM kooperiert dazu mit der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg. Laut Zwanzger sind diese beiden Institute die einzigen in Deutschland, die dieses Thema erforschen. Zwanzger sagt: „Die Erfahrungen zeigen, dass die virtuelle Therapie genauso wirken kann wie die Heilversuche in der Realität“. Wer unter Angst leidet, kennt die typischen Symptome, wie Herzrasen, steigender Blutdruck, Schweißausbrüche. Es wird erwartet, dass die Testpersonen, wie in der realen Angstsituation auf die virtuell erzeugten Reize mit diesen Symptomen reagieren. Die Gefahr, dass die Experimente möglicherweise Herzinfarkte auslösen, bestehe nicht, erklärt der Facharzt: „Risikopatienten werden zu den Tests nicht zugelassen.“ Die Tests werden zeigen, ob die Heilung am Computer gelingen kann.

Und so sieht der Versuch für die neue Studie aus. Freiwillige Personen sitzen in einem abgedunkelten Raum mit einer Computerbrille sowie Kopfhörer. Ausserdem werden sie an medizinische Geräte angeschlossen, die Puls und Blutdruck überwachen. Dann werden dem Spinnenphobiker Spinnen gezeigt. Ein panischer Autofahrer muss sich so lange am virtuellen Steuer sitzen, bis seine Angst nachlässt. Ein erster Patient soll Anfang 2010 schrittweise von seiner Phobie befreit werden. „Man fängt immer leicht an und steigert dann die Intensität“, erklärt Zwanzger.

Typische Symptome der Angst sind etwa Herzklopfen, steigender Blutdruck und Schweißausbrüche. Zwanzger erwartet, dass auch die Testpersonen vor dem Computer diese Symptome zeigen, wenn sie auf die virtuell erzeugten Reize reagieren. Die Gefahr, dass die Experimente möglicherweise Herzinfarkte auslösen, bestehe nicht, erklärt der Facharzt: „Risikopatienten werden zu den Tests nicht zugelassen.“ Die Experimente werden zeigen, ob die Heilung am Computer gelingen kann. Schließlich dürfte nicht jeder Patient im Stil Goethes dazu fähig sein, sich selbst von seiner Furcht zu befreien.

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